Marie-Elisabeth Lüders war leidenschaftliche Frauenrechtlerin und Sozialpolitikerin – und sie gehörte zu den ersten Frauen im Reichstag. Aufgewachsen als höhere Tochter in Berlin, erfuhr sie als Mädchen und junge Frau am eigenen Leib, was es hieß, Chancen verwehrt zu bekommen. Sie erkämpfte sich Bildung, eine Ausbildung und einen Beruf, später ein Studium mit Promotion, und sie nutzte ihre Stellung, um auch anderen ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie wurde Beamtin im Sozialwesen und schließlich Reichstagsabgeordnete. Immer kämpfte für die Rechte von Menschen, die in Armut lebten, unter schlechten Arbeitsbedingungen und Wohnverhältnissen litten – und für die Rechte von Frauen.
Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war Zuschauen für Lüders keine Option. Sie widersetzte sich und hielt Kontakt zu Regimekritiker:innen. Dafür wurde sie von der Gestapo verhört und verbrachte mehrere Monate in Haft. Sie selbst war zeitlebens davon überzeugt, dass nur die Intervention befreundeter Frauenrechtlerinnen aus dem Ausland sie davor bewahrte, nach Ravensbrück deportiert zu werden. So weit es ihr möglich war, hielt sie Kontakt zu Frauenrechtlerinnen, die sich dem bürgerlichen Widerstand angeschlossen hatten, half Jüdinnen und Juden und wahrte immer eine konsequent freiheitlich-demokratische Haltung. Als ihre ehemalige Abgeordnetenkollegin Gertrud Bäumer ihrer Meinung nach bei der weiteren Herausgabe ihrer Zeitschrift „Die Frau“ zu viele Zugeständnisse an die nationalsozialistische Zensur machte, gehörte sie zu den deutlichsten Kritikerinnen.
Nach dem Krieg begann dann ihre zweite Laufbahn: 1953 zog sie – mit mittlerweile 75 Jahren – in den Deutschen Bundestag ein, den sie zweimal als Alterspräsidentin eröffnete. Auch hier setzte sie sich wieder besonders für die Belange von Menschen ein, die benachteiligt waren: Sie engagierte sich für den sozialen Wohnungsbau (ja, als Politikerin der FDP!) und wiederum für die Rechte von Frauen.
Und gegen Ende ihrer Laufbahn gelang ihr etwas, womit Konrad Adenauer deutlich mehr Mühe haben sollte. Was das war, verrate ich ganz am Ende der Folge.
Die Folge findet ihr auch im Podcast-Player eurer Wahl unter „Frauen von damals“ oder hier direkt auf der Hosting-Seite.
Das Bonusmaterial zur Folge:
Eröffnung des Deutschen Bundestags (1953)
Eröffnung des Deutschen Bundestags (1957)
Verwendete Literatur (Auswahl):
Marie-Elisabeth Lüders: Fürchte dich nicht. Persönliches und Politisches aus mehr als 80 Jahren. 1878–1962. Köln und Opladen 1963.
Cornelia Baddack: Katharina von Kardorff-Oheimb (1879–1962) in der Weimarer Republik. Göttingen 2016.
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit: Broschüre „Wer war Marie-Elisabeth Lüders?“ Download hier.
Erwähnte Podcasts:
Jasmin Lörchner, Laura Baumgarten und Bianca Walther über Frauen im Widerstand: Teil 1 und Teil 2.
Laura Baumgarten aka Frau Abgeordnete über Louise Schroeder.
Folge „Pionierinnen der Mitbestimmung“ des Podcasts „Systemrelevant“ der Hans-Böckler-Stiftung mit Bettina Kohlrausch und Johanna Wenckebach.
Folgen der Frauen von damals, die dir auch gefallen könnten:
Folge 7: Gertrud Bäumer – Frauenrechtlerin, Politikerin, Multitaskerin
Folge 2: „Es ist so was Lebendiges drum“ – Die Frauenrechtlerin Ika Freudenberg (1858-1912)
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