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Folge 9: Die Lieben der Selma Lagerlöf

Folge 9: Die Lieben der Selma Lagerlöf

Folge 9: Die Lieben der Selma Lagerlöf

Die schwedische Schriftstellerin Selma Lagerlöf (1858-1940) ist in Deutschland heute hauptsächlich als Autorin des Kinderbuchs „Nils Holgerssons wunderbare Reise mit den Wildgänsen“ bekannt. Sie hatte aber noch deutlich mehr auf dem Kasten: Als erste Frau bekam sie 1909 den Literaturnobelpreis zugesprochen. In Schweden ist sie nach wie vor eine Ikone, zierte jahrzehntelang den 20-Kronen-Schein.

Zu ihrer literarischen Berufung war sie auf Umwegen gekommen. Nachdem sie sich gegen Widerstand in der Familie eine Ausbildung am Lehrerinnenseminar in Stockholm erkämpft hatte, fand sie nur selten die Ruhe, um den Stoff zu Papier zu bringen, den sie schon lange mit sich herumtrug. Die Unterstützung der so wohlhabenden wie großzügigen Frauenrechtlerin und Mäzenin Sophie Adlersparre ermöglichte ihr schließlich die Fertigstellung ihres Erstlings „Gösta Berling“ – für mich immer noch ihr größtes Werk.

Der Erfolg stellte sich nicht spontan ein: Erst eine kleine Rezensionsnotiz des berühmten dänischen Literaturkritikers Georg Brandes lenkte die Aufmerksamkeit auf die junge Autorin aus Schweden. Das jedoch war der Durchbruch – der Ruhm kam quasi über Nacht; es folgten zahlreiche Übersetzungen dieses und all ihrer weiteren Werke, eine Ehrendoktorwürde, die Wahl in die Schwedische Akademie und schließlich der erwähne erste Literaturnobelpreis für eine Frau. (Übrigens: Konkurrent August Strindberg bekam ihn nie, was ein Leben lang an seinem Ego nagte.)

Was allerdings erst 50 Jahre nach ihrem Tod bekannt wurde, war, dass sie neben der Schriftstellerei noch zwei andere große Lieben hatte: ihre Kollegin Sophie Elkan und die Studienrätin Valborg Olander – ihre „Sekretärin“, wie es nach außen hieß. In dieser Folge erzähle ich euch die Geschichte dazu – und habe für euch ein paar Briefauszüge übersetzt.

Den Podcast könnt ihr hier im Player direkt hören – oder auf Apple Podcasts, Google Podcast, Spotify, Anchor und anderen Plattformen. Die Links gibt es auf der Podcast-Seite bei Anchor.fm und auf Frauen von damals.

Verwendete Quellen und Literatur:

Edström, Vivi: Selma Lagerlöf. Livets vågspel, Stockholm 2002.
Frunck, Ingrid: „Minnesteckning över Valborg Olander“, in: Falu folkskoleseminariums kamratförbunds årsskrift, Jg. 1956, S. 9-20.
Königliche Bibliothek, Stockholm: Nachlass Lagerlöf (KB1:L1) und Sophie Elkan (KB1:L84).
Lagerlöf, Selma: Mårbacka. Kindheitserinnerungen, dt. v. Pauline Klaiber-Gottschau, München o. J. [orig.: 1922].
Dies.: Aus meinen Kindertagen, dt. v. Pauline Klaiber-Gottschau, München 1931 [orig.: 1930].
Dies: Tagebuch der Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf, dt. v. Pauline Klaiber-Gottschau, München 1934 [orig: 1932].
Dies: Du lär mig att bli fri. Selma Lagerlöf skriver till Sophie Elkan, hg. v. Ying Toijer-Nilsson, Stockholm 1992.
Dies: En riktig författarhustru. Selma Lagerlöf skriver till Valborg Olander, hg. v. Ying Toijer-Nilsson, Stockholm 2006.
Toijer-Nilsson, Ying: „Den nya vännen“, in: Karl-Erik Lagerlöf (Hg.): Selma Lagerlöf och kärleken, Södertälje 1997, S. 9-15.
Ulvros, Eva Helen: Sophie Elkan, Lund 2001.
Wägner, Elin: Selma Lagerlöf I: Från Mårbacka till Jerusalem, Stockholm 1942.
Dies: Selma Lagerlöf II: Från Jerusalem till Mårbacka, Stockholm 1943.
Walther, Bianca: Jedes ist ein Eigenes und auf seine Art Einziges. Weibliche Lebensgemeinschaften und Freundinnenkultur im Bürgertum, 1890-1940. Unveröffentlichte Masterarbeit, FernUni Hagen 2014.