Zu allen Folgen der Frauen von damals
Über 50 Jahre lang waren die Malerin Ottilie Roederstein und die Ärztin Elisabeth Winterhalter ein Paar. In Zürich lernten sie sich kennen, in Frankfurt schufen sie sich ein erstes Zuhause, und in Hofheim am Taunus fanden sie schließlich ihren Alterssitz. „Gemeinsam frei sein“ – so könnte man ihre Lebensgemeinschaft charakterisieren. Jede für sich und beide zusammen hatten sie ihre Ambitionen, sich in der bildungsbürgerlichen Gesellschaft des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts einen Platz zu schaffen. Die eine als Künstlerin – die andere als Ärztin und später Managerin von Haus, Hof und allerlei sozialen Bestrebungen.
Wie sie dabei vorgingen und auf welche starken Netzwerke sie sich stützen konnten, erzähle ich euch in der neuesten Folge. Und natürlich wird es auch um Kunst gehen, denn Ottilie Roederstein hat im Lauf ihres Lebens immerhin 84 Selbstporträts und über 20 Porträts ihrer Lebensgefährtin gemalt – und dabei Ausdrucksformen eines selbstbestimmten Frauseins auf die Leinwand gebracht, die es nicht oft zu sehen gibt. Ihre Kunst galt als „bürgerlich“: Roederstein verzichtete in der Regel auf Verfremdungseffekte. Gleichzeitig kann man Roedersteins Selbstdarstellungen und Darstellungen Winterhalters als feministisches Statement lesen: Selbstbestimmte, intellektuelle und manchmal auch grantige Weiblichkeit so unverfremdet zu präsentieren, war um 1900 alles andere als gängig.
Die Folge findet ihr auch im Podcast-Player eurer Wahl unter „Frauen von damals“ oder hier direkt auf der Hosting-Seite.
Links zu Porträts von Ottilie Roederstein, die in der Folge erwähnt werden:
Selbstporträt mit Schlüsseln, 1937
Elisabeth Winterhalter als Studentin, 1887
Selbstporträt mit Pinseln, 1917
Dr. med. E. H. Winterhalter, 1918
Zum Selbstporträt mit Pinseln erzählt Kuratorin Sandra Gianfreda vom Kunsthaus Zürich euch hier etwas mehr. (Darin ist auch kurz das Selbstporträt mit Zigarillo zu sehen).
Zum Selbstporträt mit Zigarillo und dem Porträt von Elisabeth Winterhalter mit Hund konnte ich keinen Link finden, bei dem ich mir sicher war, dass die Abbildung genehmigt ist. Deshalb habe ich auf eine Verlinkung hier verzichtet.
Weitere Links:
Frei. Schaffend. Die Roederstein-Retrospektive im Städel-Museum (20.7.-16.10.2022)
Ottilie W. Roederstein. Eine Schweizer Künstlerin wiederentdeckt. Retrospektive im Kunsthaus Zürich (18.12.2020-5.4.2021)
Twitter-Thread und Instagram-Beitrag der Frauen von damals über Rosa Bonheur.
Folge HerStory über Rosa Bonheur
Quellen und Literatur:
- Barbara Rök: Ottilie W. Roederstein (1859-1937). Eine Künstlerin zwischen Tradition und Moderne, Marburg 1999.
- Sandra Gianfreda: Zürich, Berlin, Paris: Stationen einer Künstlerinnenausbildung, in: Sandra Gianfreda, Alexander Eiling und Eva-Maria Höllerer (Hg.): Ottilie W. Roederstein. Ausstellungskatalog zu den Retrospektiven im Kunsthaus Zürich und im Städel Museum, Frankfurt, Zürich 2020, S. 20-35
- Elga Kern (Hg.), Führende Frauen Europas. Neue Folge, München 1930. (Darin: Autobiografische Schilderungen von Ottilie Roederstein und Elisabeth Winterhalter)
- Nachlass Hermann Jughenn, Roederstein-Jughenn-Archiv im Städel-Museum. Daraus:
- Zitat Elisabeth Winterhalter über Kennenlernen (NR Biografie 1)
- Brief von Johanna Voos an Ottilie Roederstein vom 19.5.1887 (NR Briefe 2a)
- Brief von Ottilie Roederstein an Elisabeth Winterhalter vom 12.10.1937 (NR Biografie 3)
Ich danke dem Stadtarchiv Hofheim und Ingeborg Luijendijk, Hofheim, für die großartige Unterstützung bei meinen Recherchen.
FOLGEN, DIE DICH AUCH INTERESSIEREN KÖNNTEN:
Folge 9: Die Lieben der Selma Lagerlöf